Fulda. Unter dem Motto "Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern" stehen in diesem Jahr die Armutswochen, die noch bis zum 16. November in ganz Deutschland auf soziale Problemlagen aufmerksam machen. Im Mittelpunkt der bundesweiten Aktion von Caritas, SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) und SkM (Sozialdienst katholischer Männer) steht mit der Allgemeinen Sozialberatung ein wichtiger Beratungsdienst, dessen Finanzierung weiterhin unzureichend ist.
"Die Zukunft der Allgemeinen Sozialberatung hängt von einer auskömmlichen Finanzierung ab. Es braucht neben Kirchenmitteln eine planbare Kofinanzierung durch Kommunen und Länder. Damit können vor Ort individuelle Möglichkeiten gefunden werden, um diesen wichtigen Dienst aufrecht zu erhalten", sagt Diözesancaritasdirektor Dr. Markus Juch.
Die Allgemeine Sozialberatung ist Anlaufstelle für alle Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen. In einem Erstgespräch klären die Berater die aktuelle Problemlage. Sie lösen die akute Krise und vermitteln bei Bedarf in weiterführende Hilfeangebote. Auch gibt es Hilfe bei den Herausforderungen im unübersichtlichen Antragswesen und der Digitalisierung. Die Nachfrage nach diesem kostenlosen Angebot steigt stetig. 2024 waren laut Statistischem Bundesamt bundesweit 20,9 % der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, was 17,6 Millionen Menschen entspricht.
„Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung stärken“ lautet das Motto der diesjährigen Armutswochen – angelehnt an den Slogan der Caritas-Jahreskampagne „Caritas öffnet Türen“.Ann-Katrin Jehn/ Caritas Fulda
Bei der Eröffnung der Armutswochen in Mainz mit Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa wurden Zahlen, Daten und Fakten sowie erste Ergebnisse der bundesweiten Stichtagserhebung 2025 der Allgemeinen Sozialberatung präsentiert. "Hieraus ergibt sich, dass gut die Hälfte der Klientinnen und Klienten einen Migrationshintergrund haben, dreiviertel der Hilfesuchenden haben Probleme mit Behörden. Hier ist die Allgemeine Sozialberatung erste niedrigschwellige Anlaufstelle, um qualifiziert beraten und gegebenenfalls in weitere Dienste vermittelt zu werden", berichtet Holger Franz, Leiter der Stabstelle Sozialpolitik beim Diözesancaritasverband Fulda, von der Auftaktveranstaltung.
Während die Allgemeine Sozialberatung ein wichtiger Grunddienst der verbandlichen Caritas und anderer Träger der Freien Wohlfahrtspflege ist, steht es um ihre Finanzierung schlecht. Der Finanzierungsanteil von kirchlichen Mitteln und Eigenmitteln der Träger liegt nach einer aktuellen Umfrage bei 80 Prozent. 23 Prozent der Träger finanzieren ihre Beratungsstellen ausschließlich aus Kirchensteuermitteln und Eigenmitteln. Nur 5 Prozent der Träger erhalten eine hohe kommunale Förderung. Es gibt bisher keine gesetzlich verankerte Pflicht für eine staatliche Refinanzierung eines solchen Dienstes. "In unseren Regionalcaritasverbänden Fulda-Geisa, Hanau, Kassel und Marburg schauen wir seit Jahren besorgt auf die Allgemeine Sozialberatung. Immer wieder stehen wir vor der Frage, wie wir dieses Angebot finanziell sichern können, da es uns sehr am Herzen liegt. Wir wollen weiterhin die Türen für unser Klientel offen halten", so Juch weiter.
Die Armutswochen
Der Deutsche Caritasverband, der SkF Gesamtverein und der SKM Bundesverband rufen jedes Jahr zu den Armutswochen auf. Die Armutswochen beginnen am 17. Oktober mit dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut und enden am 16. November, dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen.
In diesen Aktionswochen gegen Armut finden in vielen Ortsverbänden von Caritas, SkF und SKM bundesweit Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf das Thema Armut und die Situation der Menschen in Notlagen aufmerksam machen sollen.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa (Mitte) eröffnete gemeinsam mit den Vertretern von SkF und SkM die Armutswochen 2025 in Mainz.Holger Franz/ Caritas Fulda