Sogar auch live in der Sendung
"Dann kommt mal alle rein in die gute Stube!" HR1-Moderator Detlef Budig lacht und winkt die Besuchergruppe aus Fulda lässig durch die schalldichte Tür.
Es wird dann doch etwas eng, denn immerhin 14 Klienten des Caritas-Dienst "Begleitetes Wohnen" haben sich auf den Weg gemacht. Moderator Budig, der schon bei vielen Radiosendern gearbeitet hat und nicht nur durch den Hessischen Rundfunk bekannt ist, bleibt jedoch völlig entspannt, und so haben seine Studio-Gäste schließlich fast den Eindruck, sie säßen zusammen bei ihm zu Hause im Wohnzimmer. Wen nur nicht die vielen Knöpfe wären und die Lichter blinkten…
Drei Stunden davor war die Gruppe mit dem Zug in Fulda gestartet und dann vom Frankfurter Südbahnhof aus mit der U-Bahn und zu Fuß in die Betramstraße gelangt, wo seit Anfang der 1950er Jahre das Funkhaus am Dornbusch neben dem Hessenfernsehen mehrere Radiofrequenzen beheimatet. Der Besuch im HR1-Studio ist der Schlusspunkt einer etwa 90-minütigen Führung, die nach dem gemeinsamen Mittagessen im "HR-Casino" startete und neben der Besichtigung der Fernseh- und Hörfunk-Studiowelten auch allerhand Wissenswertes für die Besucher bereithält - etwa, dass der große Gebäudekomplex rund 2.000 Arbeitsplätze bietet, und dass der markante Rundbau gleich hinter der Eingangshalle einmal als Parlamentsgebäude für den Deutschen Bundestag entworfen und gebaut worden war, bevor dann aber Bonn den Zuschlag als Regierungssitz erhielt.
Momentan aber geht es den Fuldaern allein um HR1 und "ihren" Moderator, den sie schon so oft gehört haben und nun endlich auch einmal sehen, ja praktisch anfassen können. "Detlef....!" gerne möchte man auf Tuchfühlung kommen, und natürlich sind alle ziemlich schnell beim vertrauten "Du". Detlef Budig ist freundlich verbindlich, und so ganz nebenbei macht er auch seine Arbeit, denn - einigen der Besucher ist es vielleicht in diesem Moment überhaupt nicht so ganz klar - die Sendung "HR1 am Nachmittag" läuft trotz der Studiogäste natürlich einfach weiter. Gerade läuft noch "Don't speak" von "No doubt", doch dann müssen alle kurzzeitig leise sein, denn Budig öffnet sein Mikrofon und kündigt die weiteren "Songs" an. Anschließend erklärt er: "Ich mache hier alles selbst. Moderieren, klar. Aber auch die Musik abspielen; eigentlich brauche ich für die komplette Sendung im Studio keine weiteren HR-Mitarbeiter. Deshalb heißt das hier auch ‚Selbstfahrerstudio‘". Kollegen gibt es natürlich trotzdem - durch die Studioscheibe können die Fuldaer Gäste weitere HR-Leute sehen: den Redakteur, einen Techniker, einen Computerexperten.
Die Gäste schauen fasziniert zu, wie der Moderator an seinen Reglern und Schaltern agiert. "Suchst Du auch die Musik aus?", wagt Hartmut aus der Gruppe schließlich eine Frage. "Nein, das machen vorher andere." Budig setzt zu weiteren Erklärungen an, blickt dann aber auf einen Bildschirm und bedeutet den Gästen schnell mit Handzeichen, dass sie jetzt nicht mehr sprechen dürfen. Nun hat der Moderator sich auch seinen Kopfhörer aufgesetzt, zieht schnell einen Regler nach unten, einen anderen nach oben und spricht dann in das Mikrofon, während er konzentriert auf den Bildschirm vor sich schaut: "Wir unterbrechen für eine Warnmeldung. Achtung Autofahrer! Auf der B43 Richtung Kelsterbach zwischen Frankfurt-Süd und Frankfurt-Flughafen kommt Ihnen vermutlich ein Falschfahrer entgegen. Ich wiederhole..." Nach der Meldung erfolgt wieder der Regler-Wechsel, die Musik ist wieder im Studio zu hören - und draußen an den Radiogeräten auch. ein. "Es gibt so wichtige Verkehrsmeldungen", erläutert der Moderator, "da müssen wir sofort das Programm unterbrechen. Ansonsten kommt der Verkehrsfunk halbstündlich."
Budig, ganz in seinem Element, versteht es, die Besuchergruppe aus Fulda mitzureißen. "Leute, was machen wir dann noch? Noch vier sechsundfünfzig bis zu den Nachrichten", erklärt er lässig, "da spielen wir noch den Billy Idol, da kann ich euch noch ein bisschen erzählen!" Aber eine HR-Mitarbeiterin winkt im Hintergrund hektisch durch die Scheibe und zeigt die Uhr: Die Gruppe soll zum Abschluss ihrer Führung noch in den berühmten Onkel-Otto-Shop mit dem klassischen Maskottchen des Senders.
Im Regionalexpress zurück nach Fulda ist die Stimmung prächtig, und es werden bereits Pläne geschmiedet für eine weitere Exkursion, dann aber nach Kassel. "Da ist das HR4-Studio", weiß Rüdiger, "da will ich unbedingt mal hin!" Und Stephan überlegt: "Das können wir auch ohne Betreuer; ich rufe da einfach mal an, und dann fahren wir zusammen hin!"
Infos und Kontakt
Begleitetes Wohnen ist ein Angebot für Menschen mit Unterstützungsbedarf, die gerne in einer eigenen Wohnung leben möchten und mit einer professionellen Assistenz auch in der Lage sind ihren Alltag selbst zu gestalten.
Begleitetes Wohnen bietet ganzheitliche sowie sozialrechtliche Beratung, psychosoziale Unterstützung, Hilfe bei der Alltagsbewältigung, Unterstützung bei der Integration im Wohnumfeld und bei der Planung von individuellen Zielen.
Interessierte erhalten Informationen und Beratung unter folgender Adresse:
Caritas Begleitetes Wohnen für Menschen mit Behinderung
Tel. 0661 / 6205-340
E-Mail harald.schaefer@caritas-fulda.de
Internet www.behindertenhilfe-fulda.de (Menüpunkt "Wohnen" anwählen).