Iwano-Frankiwsk, Nürnberg, Fulda (cif). Seit 2009 verbindet die Caritas Fulda und die Caritas Iwano-Frankiwsk eine feste Partnerschaft. In verschiedenen Projekten baute man gemeinsam die Angebote für Menschen mit Handicap in der westukrainischen Region im Vorland der Karpaten aus, machte Lobbyarbeit für Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen und sorgte zuletzt sehr erfolgreich für ein Netz von Selbsthilfegruppen nicht nur für die Menschen mit Einschränkungen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen.
Khrystyna und ihre Mutter nach der gelungenen Flucht. Beide fühlen sich wohl in Nürnberg, aber sie vermissen natürlich ihre Heimat sehr. Später – in hoffentlich dann wieder friedlichen Zeiten – will die Familie entscheiden, ob eine Rückkehr möglich istprivat
Nun herrscht seit zwei Monaten Krieg im Land. Die Partner-Caritas in Iwano-Frankiwsk ist praktisch seit dem ersten Kriegstag im Ausnahmezustand. Das Caritas-Haus dient als ein großes Lager für Hilfsgüter, und alles dreht sich um die Versorgung der Menschen, die als Binnenflüchtlinge aus der Ost- und Zentralukraine in und durch die Stadt kommen. Die Betreuungsarbeit der Menschen mit Handicap wird so gut es geht weitergeführt - in erster Linie finden die Absprachen zwischen der Caritas und den lokalen Selbsthilfegruppen nun virtuell statt. Viele Familien haben nun natürlich Sorge um ihre Familienmitglieder mit Behinderung, die nicht so mobil sind und ganz besonders auf ihre alltäglichen Strukturen angewiesen sind. Viele verstehen nicht, warum es plötzlich nicht mehr so weitergeht mit der Arbeit und den Treffen, wie es bisher war.
Für Khrystyna und ihre Mutter aus Iwano-Frankiwsk brachte die Entwicklung dann eine einschneidende Änderung. Ihre Schwester/Tochter Juzefa lebt seit Jahren in der Frankenmetropole Nürnberg. Kurzerhand beschlossen Juzefa und ihr Mann, Khrystyna und ihre Mutter aus dem Kriegsland und in das sichere Deutschland zu holen. Auch wenn die beiden gar nicht gerne weg wollten - immerhin musste man vieles zurücklassen und noch mehr aufgeben - Freunde, Vertrautes, die Wohnung, die Heimatstadt - willigten die beiden Frauen schließlich ein.
So fuhren Juzefa und ihr Mann an die rumänische Grenze, wo man sich verabredet hatte, und wo sie Khrystyna und ihre Mutter - als Hab und Gut nur bepackt mit einer kleinen Reisetasche und mit etwas zu Essen und Trinken - in einem Auffanglager für die Flüchtlinge in Empfang nehmen konnten. In einer kleinen Unterkunft konnte die Familie dann Wiedersehen feiern, bevor es am nächsten Tag wieder auf die weite Strecke zurück nach Bayern ging. Ein zehnstündiger Aufenthalt an der rumänisch - ungarischen Grenze erzwang noch eine Zwischenübernachtung, aber die Familie ist glücklich über den gelungenen Ausgang dieser Fluchtgeschichte und darüber, dass man überall - in der Ukraine, in Rumänien, Ungarn und Deutschland - auf hilfsbereite Menschen traf, welche die Familienzusammenführung unterstützen. Inzwischen haben sich die Neu-Nürnberger eingelebt. Khrystyna hat einen Platz in der Betreuung bekommen und fühlt sich in der neuen Heimat sehr wohl - ein paar Worte Deutsch konnte sie schon vorher, denn zu Besuch war sie schon einmal in Nürnberg gewesen.
Die Caritas-Partner in Iwano-Frankiwsk und in Fulda freuen sich gleichermaßen über den guten Ausgang dieser Familienzusammenführung und wünschen Khrystyna und ihren Angehörigen alles Gute. "Unsere Caritas-Partnerschaft und der Ausbau von Selbsthilfestrukturen für Menschen mit Handicap und ihre Angehörigen in der Westukraine soll natürlich weiter gehen", betont Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch. "Wir hoffen auf einen baldigen Frieden, damit wir uns dieser wichtigen Aufgabe wieder mit der nötigen Intensität zuwenden können. Im Augenblick gilt unser Hauptaugenmerk natürlich der Versorgung der Kriegsflüchtlinge - in Iwano-Frankiwsk und bei uns in der Region Fulda!"
Zweckgebundene Spenden sind möglich unter dem Stichwort "Ukraine-Krieg Nothilfe" oder unter dem Stichwort "Caritas-Partnerprojekt Ukraine" (für die Hilfe für Menschen mit Behinderung), Spendenkonto des Caritasverbandes für die Diözese Fulda bei der Sparkasse Fulda, IBAN DE64 5305 0180 0000 0002 20. Auch Online-Spenden ist möglich. Herzlichen Dank!