Zur Geschichte
So engagiert sich die Caritas im Bistum Fulda für alle bedürftigen Menschen in materiellen, sozialen und psychischen Notlagen.
Die operative Tätigkeit des Caritasverbandes wurde in den jüngsten Jahren bestimmt durch verschiedene tiefgreifende Weichenstellungen von außen: In der Behindertenhilfe beispielsweise werden die Betroffenen zukünftig mit einem persönlichen Budget ausgestattet sein, um ihre Leistungen "einzukaufen". Die so genannte Kommunalisierung demgegenüber erschwert vielerorts die Wahrnehmung der spitzenverbandlichen Tätigkeit der Caritas. Die Rahmenbedingungen für die Wohlfahrt müssen teilweise auf unterster Ebene von Ort zu Ort ausgehandelt werden. Das bedeutet u. a. die Bedarfsfeststellung für die kommunale Sozialplanung und die Sicherstellung von Sozialberatung, Migrationsdiensten oder Schuldnerberatung.
Auf all diese aktuellen Herausforderungen hat sich die Caritas in Osthessen eingestellt, ihre Hilfsangebote entsprechend der Vorgaben, vor allem aber orientiert am aktuellen gesellschaftlichen Bedarf, überprüft und gegebenenfalls modifiziert oder erweitert.
In Fulda und dem ganzen Bistum hat der Name "Caritas" hohe Bekanntheit, die Einrichtungen in Trägerschaft des Verbandes blicken teilweise auf eine langjährige Tradition zurück. Wie fest die Caritasarbeit in der Region verwurzelt ist, zeigt ein kleiner Blick in die Geschichte.
Vorgründerzeit
Die Ortskirche von Fulda weiß sich seit ihren Anfängen mit dem von Bonifatius gegründeten
Erlöserkloster dem benediktinischen Ideal solidarischer Lebensgemeinschaft verpflichtet.
Klosterapotheke und Krankenstube sowie die Unterstützung der an der Klosterpforte Hilfesuchenden
wurden in der über 1250-jährigen Geschichte der Abtei und des Bistums Fulda ergänzt und ausge-
baut durch Einrichtungen der sich institutionalisierenden Caritas der Kirche.
Als Beispiele sind hierfür zu nennen:
- die frühe Gründung eines Heilig-Geist-Hospitals in Fulda (1294) und Fritzlar (1308),
- die herausragende Caritas-Persönlichkeit der Hl. Elisabeth von Thüringen
(1207-1231) in Eisenach und Marburg als Conpatronin des Bistums Fulda, - die mittelalterlichen Ansiedlungen von Ordensgemeinschaften, wie der Franziskaner
und Beginen, mit dem Schwerpunkt der Armen- und Krankenfürsorge, - die Armutsbekämpfung in der Folge des Dreißigjährigen Krieges,
- die Eröffnung von Waisenhäusern und vieles andere mehr bis zur Säkularisation 1803.
Von außerordentlicher Bedeutung ist der Einsatz der Vinzentinerinnen ab dem Jahr 1834. 1910 wirkten bereits 370 Schwestern zuzüglich 31 Novizinnen in 49 Niederlassungen im Bistum Fulda; 1928 waren es über 700 Schwestern und bis zu 70 Novizinnen und Postulantinnen in 91 Häusern, die sich der Kranken- und Altenpflege, der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Armen-
fürsorge widmeten.
Gründung und Anfangsjahre
Es ist der Superior der Vinzentinerinnen (1900-1942), der spätere Domdechant
Prof. Dr. Viktor Thielemann (1867-1944), der im Auftrag des Fuldaer Bischofs Damian Schmitt
am Ende des Ersten Weltkrieges die Nöte der Bevölkerung mit der Gründung des Diözesan-
Caritasverbandes Fulda bekämpfte. Die Veröffentlichung der Gründung erfolgte im Januar 1917 durch die den Eintrag im Kirchlichen Amtsblatt.
Abgesehen von dem Ziel, die schlechte Versorgungslage zu lindern, sollte der Caritasverband als Spitzenverband die Anforderungen auf kommunaler Ebene und die kirchlichen Einsätze und Angebote seitens der Kirchengemeinden und sozialen Orden und Werke koordinieren und organisieren, gerade mit Blick auf die vielfältigen Ressourcen der Vinzentinischen Gemeinschaften.
Diesem Projekt zu dienen, wurden ein Diözesansekretariat mit Auskunfts- und Beratungsstelle eingerichtet, Ortsausschüsse für die caritative Wohlfahrtspflege gegründet, Caritastage, Lehrgänge und Konferenzen abgehalten und zur besseren Information eigene caritative Schriften veröffentlicht.
Zum ersten Sekretär, dem Vorgänger in der Funktion des späteren Caritasdirektors, wurde Pfarrer Emil Atzert (1916-1934) ernannt. Bereits im November 1917 fand der Deutsche Caritastag in Fulda statt, seit 1919 gehörte Viktor Thielemann dem Generalvorstand des Deutschen Caritasverbandes an.
1933-1960
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Struktur der Arbeit des Diözesan-Caritasverbandes grundsätzlich in Folge der Behinderung sozial-caritativer Einsätze. Aus dem koordinierenden Spitzenverband wurde durch den Einsatz von Viktor
Thielemann und Caritas-Sekretär Franz Joseph Beier (1926-1934) ein einrichtungsbezogener Trägerverband, der die sozial-caritativen Werke in eigenen kirchlichen Häusern sah. Die sich konsequent ausweitende Verwaltungstätigkeit wurde mit dem Erwerb des Hauses Wilhelmstraße 2 neben dem Dom in Fulda noch im Jahr 1933 gewährleistet. Mit dem Bezug dieses Bürogebäudes übernahm Pfarrer Aloys Schmand die Geschäftsführung, nunmehr mit dem Titel Caritasdirektor (1935-1962). 1944 wird Schmand verhaftet und muss - wie mancher in der Caritas Tätige - die Tortur von NS-Gefangenschaft in Fulda, Berlin und Bützow ertragen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde mit dem Aufbau der zerstörten und beschädigten Einrichtungen begonnen. Der allgemeinen Not, besonders der der Heimatflüchtlinge, die in die Räume der hessischen Diaspora einsiedelten, war zu begegnen.Caritasdirektor Aloys Schmand gründete daher, getragen von der Solidarität ehrenamtlicher Helfer, viele Orts-Caritasverbände mit zugehörigen Sekretariaten. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Aufbau von Häusern der Kinder- und Jugendhilfe.
1960-1980
Seit den 60er Jahren stiegen Nachfrage und Angebote der Caritas im Bistum Fulda auf kirchengemeindlicher, ordensbezogener und diözesaner Ebene stark an. Kindergärten, Erziehungseinrichtungen, Altenpflegeheime, Krankenhäuser, Wohnheime und Werkstätten für körperlich, geistig und seelisch behinderte Menschen, Kinder- und Jugendheime, Wohnungslosen- und Migrantendienste, Beratungsstellen und Betreuungen, Sozialstationen und viele andere caritative Dienste erfuhren einen starken Ausbau.
Unter anderem durch die gesetzliche Einforderung höherer Standards bei gleichzeitiger Unterfinanzierung war seit den 70er Jahren der Diözesan-Caritasverband gefordert, diözesanweit bisher von den Pfarrgemeinden getragene und vor Ort geführte Einrichtungen ihrer Kompetenz zuzuführen und zentral zu verwalten.
ab 1980
In den 80er und 90er Jahren bis in die Gegenwart hineinreichend wurden zahlreiche Neu- und Ausbauten der Caritas-Einrichtungen durchgeführt: Anzuführen sind hier zahlreiche Altenpflegeheime, die Wohnheime und Werkstätten der Caritas Behindertenhilfe in Fulda und Haselstein sowie die Wohnungsloseneinrichtungen Hanau und Fulda.
Auch die Geschäftsstelle des DiözesanCaritasverbandes in der Wilhelmstraße 2 in Fulda erfuhr in 2001 und 2002 eine grundlegende bauliche Überholung und bietet seitdem der gesamten Verwaltung
Platz. In Erinnerung an den Gründer des Verbandes erhielt sie den Namen "Viktor Thielemann Haus".
Wesentlicher Gesichtspunkt der Caritas im Bistum Fulda in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist, die "Soziale Arbeit aus dem Glauben" zu leisten. Die Einwurzelung in den Anliegen der Gemeindecaritas sowie die spirituelle Verbindung des Nächstendienstes zu Gottesdienst und Glaubensdienst werden durch die Veranstaltung von jährlichen Caritas-Tagen, durch eine eigene Fortbildungsreihe sowie durch eine Informationszeitung des Diözesanverbandes getragen.
Aufsichtsratsvorsitzende
2006 - 2009 Msgr. Pfarrer Peter Hauser
2009 - 2023 Ordinariatsrat Msgr. Elmar Gurk
Seit 01.06.2023 Generalvikar Prälat Christof Steinert (kommissarisch)
Vorstandsvorsitzende
1917 - 1944 Domkapitular Prof. Dr. Viktor Thielemann
1944 - 1962 Domkapitular Wilhelm Hunstiger
1962 - 1964 Prälat Aloys Schmand
1964 - 1973 Prälat Rudolf Lenz
1973 - 1975 Domkapitular Anton Schütz
1975 - 1982 Bischofsvikar Joseph Plettenberg
1984 - 1995 Domkapitular Joseph Mönninger
1995 - 2006 Dompräbendat Dr. Günter Etzel
2006 Msgr. Peter Hauser
2006 - 2007 Gerhard Sündermann
seit 2007 Dr. Markus Juch
weitere Vorstandsmitglieder
2007 - 2018 Malte Crome
seit 2007 Ansgar Erb
Diözesan-Caritasdirektoren
1917 - 1926 Pfarrer Emil Atzert
1926 - 1935 Pfarrer Franz-Josef Beier
1935 - 1962 Pfarrer Aloys Schmand
1955 - 1957 Kaplan Heinz Rumph (Caritassekretär)
1962 - 1983 Prälat Moritz Weinrich
1983 - 1993 Pfarrer Peter Hauser
1993 - 2007 Gerhard Sündermann
seit 2007 Dr. Markus Juch