Fulda (cif/aj). In der Reihe der sozialpolitischen Gespräche hat Thomas Hering (CDU) die Caritas im Bistum Fulda besucht und mit den Verantwortlichen über die Themen Energiekrise, Migration und Integration sowie Wohnraum-Schaffung gesprochen. Diesem war Herings Besuch bei der LIGA der freien Wohlfahrtspflege vorausgegangen. "Ich freue mich, dass wir in den Austausch gehen können und Sie mit uns über die aktuellen Themen in unserer Gesellschaft sprechen. Diese beschäftigen uns als Caritas durch den direkten Kontakt in den Beratungsstellen selbstverständlich sehr", sagte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch, der mit Vorstandsmitglied Ansgar Erb und dem Ressortleiter Soziale Dienste, Franz Meyer, das Gespräch führte.
(von links) Franz Meyer (Ressortleiter Soziale Dienste/Gemeindecaritas), Julia-Isabell Henke (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Wahlkreisbüros), den Landtagsabgeordneten Thomas Hering, Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Vorstandsmitglied Ansgar Erb.Ann-Katrin Jehn/Caritas Fulda
Die Energiekrise sei selbstverständlich eines der vorherrschenden Themen bei der Caritas, deren Klienten durch die steigenden Preise stark belastet sind, sagte Diözesan Caritasdirektor Dr. Markus Juch. Auch Thomas Hering stimmt den Verbänden zu, "wir sehen die Not der Menschen und wollen ihnen helfen. Nicht nur dieser Winter wird kritisch, sondern vor allem auch der nächste. Daher müssen wir die Hilfen mit Bedacht zur Verfügung stellen und auch die Zukunft im Blick behalten." Gemeinsam war man sich einig, dass das Gießkannen-Prinzip, mit dem die Bundesregierung in der Vergangenheit Hilfsleistungen verteilt hatte, den wirklich Bedürftigen kaum geholfen habe und stattdessen zu viel Unmut und Irritation geführt hatte.
Vor dem Hintergrund der steigenden Preise brachten die Caritas-Vertreter die Sorgen der Schuldnerberatungsstellen vor. Diese müssten dringend weiterhin finanziert werden, um nicht nur bei Insolvenzen beraten zu können, sondern schon anknüpfen zu können, bevor Menschen sich völlig überschulden würden. "Neben dem Recht auf eine Insolvenzberatung, sollte aus präventiven Gründen auf den Rechtsanspruch nach einer sozialen Schuldnerberatung nachgedacht werden, um bereits im Vorfeld die Risiken bearbeiten zu können", sagte Franz Meyer, Leiter des Ressorts Soziale Dienste. Thomas Hering nahm das Thema gerne auf, gab jedoch zu bedenken, dass die Machbarkeit für einen Rechtsanspruch auf eine solche soziale Schuldnerberatung zunächst erörtert werden müsse.
Auch im Bereich der erneut aufflammenden Migrationskrise war den Gesprächspartnern wichtig das Thema öffentlich zu besprechen und in seiner Gesamtheit zu erfassen. Auf der einen Seite waren sich alle einig, dass Kriegsflüchtlinge und Menschen mit Asylanspruch in Deutschland einen sicheren Zufluchtsort finden müssten, gleichzeitig sehen alle eine unkontrollierte Migrationswelle als Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden und das Sozialsystem. Bereits jetzt sehen sich viele Städte und Kreise nicht mehr im Stande ausreichend Wohnraum zur Verfügung zu stellen, während viele damit rechnen, dass der größte Migrationszustrom erst noch vor uns liegt. "Eines der größten Hindernisse im derzeitigen System ist die schlecht funktionierende Abschiebepraxis in Deutschland. Inzwischen leben etwa 300.000 Ausreisepflichtige in unserem Land und der Staat ist mehr oder minder machtlos dagegen. Das darf in einem funktionierenden Rechtssystem nicht sein, denn es unterminiert unsere Anstrengungen für wirklich schutzbedürftige Menschen", so Thomas Hering.
Sowohl die Mitglieder der Caritas als auch der Landtagsabgeordnete lobten das ehrenamtliche Engagement und die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis, vor allem im Angesicht des russischen Angriffskrieges. Dies erleichtere auch die Arbeit der Caritas, so Juch. Nichtsdestotrotz wirke sich auch in der Flüchtlingshilfe der Fachkräftemangel aus - wie auch auf den gesamten Arbeitsmarkt. Dieser treffe die Caritas ebenso wie andere Hilfsorganisationen in Einrichtungen und Beratungsdiensten; hier erhoffe man sich Unterstützung seitens der Politik.
Auch das Thema Wohnraumversorgung war Teil des sozialpolitischen Gesprächs. Die Caritas, die derzeit selbst neue Sozialwohnungen in Fulda-Maberzell schafft, wisse aus Erfahrung, wie dringend Wohnraum gesucht werde. Gleichzeitig stiegen die Baukosten und Wohnkosten rasant, hier fordert die Caritas von der Politik Unterstützung für ihr Klientel. "Gerade haben wir den Spatenstich für sozialen Wohnungsbau in Maberzell gesetzt. Wir sind froh, dass wir mit der Kalkulation gut zurechtkommen und das Projekt an den Start bringen können. Allerdings ist der Formalismus sehr hoch, hier würden wir uns eine Vereinfachung wünschen", sagte Vorstandsmitglied Erb. Juch machte in diesem Zusammenhang auf das wohnungspolitische Papier "Wohnraum für alle - Wohnraum ist ein Menschenrecht der Liga Hessen aufmerksam. Juch selbst ist Vorsitzender der Querschnittsarbeitsgruppe "Wohnen" der Liga. Auch die Wohnraumknappheit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurde von den Gesprächspartnern als problematisch eingestuft, denn sie sorgt im Endeffekt dafür, dass Arbeitsmigration erschwert wird und Stellen unbesetzt bleiben. Das Problem betrifft inzwischen die gesamte Bundesrepublik, weshalb eine länderübergreifende Lösung als sinnvoller Ansatz erörtert wurde.
Gemeinsam war man sich einig, zeitnah zu weiteren Gesprächen zusammenkommen zu wollen und den offenen Dialog weiterzuführen. Dafür dankten die Vertreter der Caritas. Sie gratulierten Thomas Hering außerdem zu seiner erneuten Kandidatur für den Hessischen Landtag.