Hanau (cif). Anlässlich eines bundesweit ausgerufenen Aktionstages der Beratungsstellen für erwachsene Migranten (MBE) und jugendliche Migranten (JMD) fand kürzlich auch in Hanau im Haus der dortigen Caritas ein Fachgespräch statt. Ziel aus Sicht der Sozialarbeiter dabei war es, der Politik und der Öffentlichkeit die wichtige und professionelle Arbeit dieser Dienste der Sozialverbände im Integrationsprozess von Neuzugewanderten mit Bleibeperspektive zu verdeutlichen und gleichzeitig auch sichtbar zu machen, dass angesichts der massiv gestiegenen Anfragen nach einer solchen Begleitung von Betroffenen die Refinanzierung des Dienstes nur als mangelhaft zu bezeichnen ist.
Teilnehmer der Gesprächsrunde zum Liga-Aktionstag der Migrationsberatung in HanauCaritas FD
Zu dem Hanauer Fachgespräch hatte die Liga der Freien Wohlfahrtspflege Hessen eingeladen. Neben den fachlich zuständigen Referentinnen und Referenten nahm auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert teil. Weiterhin waren für den Caritas-Verband Main-Kinzig-Kreis unter anderem Geschäftsführer Robert Flörchinger und der zuständige Fachbereichsleiter Ingo Bischoff anwesend.
Nach der Begrüßung durch Holger Franz, Referent Soziale Dienste beim Caritasverband für die Diözese Fulda, und einem spirituellen Impuls durch Robert Flörchinger boten Bettina Kratzer (Referentin beim DRK Landesverband Hessen) und Martha Prassiadou (Referentin bei der Diakonie Hessen) den Anwesenden einen abwechslungsreichen Einstieg ins Thema: Ein Videoclip zeigte anschaulich den Beratungsalltag am Beispiel einer typischen Migrationsberatungsstelle für Erwachsene. Danach folgten fundierte Informationen und auch Zahlen zur Migrationsberatung für Erwachsende in Deutschland.
Einen nicht weniger umfangreichen Überblick zum Thema Jugendmigrationsdienst bot Inge Müller, ebenfalls Fachreferentin bei der Diakonie Hessen.
Von der konkreten Arbeit mit jugendlichen und erwachsenen Migranten berichteten sodann Paola Peruzzi, Peter Galetzka (beide Caritas Main-Kinzig-Kreis) und Monika Jacobs (Parität Obertshausen), die anschauliche Fallbeispiele aus der Beratungspraxis vorgestellt wurden. In der sich daran anschließenden, lebhaft geführten Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Beraterinnen und Berater in den Migrationsberatungsstellen vor allem mit zu hohen Fallzahlen zu kämpfen haben: In der Erwachsenen-Beratung der Migrationsdienste entfielen demnach auf einen Beratenden durchschnittlich 370 Klienten pro Jahr, fachlich vertretbar seien aber nur 150 Klienten pro Jahr, so eine der Referentinnen.
Aus den Reihen der Dienste wurde daher die Forderung laut, die Migrationsberatungsstellen, welche anerkanntermaßen einen hervorragenden Beitrag zur Integration leisteten, finanziell besser auszustatten. Da die Finanzierung der Migrationsberatungsstellen neben Eigenmitteln der Verbände hauptsächlich durch Bundesmittel erfolgt, richtete sich diese Forderung insbesondere an die Adresse von MdB Katja Leikert. Die Politikerin sagte zu, diese Problematik "als Hausaufgabe" mit nach Berlin zu nehmen und auf Bundesebene an geeigneter Stelle zu erörtern.
Zum Abschluss dieses Aktionstages erfolgte ein gemeinsamer Rundgang durch die Räumlichkeiten der Migrationsberatungsstelle der Caritas in Hanau. Holger Franz bedankte sich abschließend bei allen Teilnehmenden für das engagierte Gespräch und den erkennbaren Willen, die Voraussetzungen zur Integration von Zugewanderten weiter zu verbessern.